Wie der Chipmangel auch Schweizer Zulieferer trifft

Lage spitzt sich zu

Wie der Chipmangel auch Schweizer Zulieferer trifft

21. Oktober 2021 agvs-upsa.ch – Die weltweite Halbleiterkrise sorgt für stillstehende Produktionsstätten. Weshalb die Chiphersteller nicht nur Corona die Schuld geben und wie der Chipmangel Schweizer Autozulieferer und Garagisten trifft.

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Der Automobilbranche dürfte dieses Jahr wegen der fehlenden Halbleiter 210 Milliarden US-Dollar entgehen, prognostiziert die Beratungsfirma Alix Partners. Foto: Porsche

cym. Eigentlich hätte sich der Automobilmarkt nach den Lockerungen der Corona-Massnahmen erholen sollen. Aber die Branche schlitterte in die nächste Krise: Seit Juli herrscht ein weltweiter Chipmangel. Auch Schweizer Garagisten und Zulieferer spüren dies verstärkt. So mussten die ersten nationalen Zulieferer wie Autoneum in Sevelen SG, SFS in Heerbrugg SG und Feintool bereits Kurzarbeit anmelden. Während Unternehmen wie Georg Fischer und Adval Tech diesen Schritt gemäss einer Umfrage in Erwägung ziehen, wird er bei Lem nicht diskutiert. 

Die Lage spitzt sich weiter zu, weil die Nachfrage nach Neuwagen und somit auch Chips explodiert. Es gilt, den hohen Auftragsbestand abzubauen. Der massive Mangel schlägt sich auf die Zahlen nieder: Experten gehen von Umsatzrückgängen in Milliardenhöhe aus. Unrealistisch ist, dass auch nur annähernd die Zahl der Neuzulassungen von 14 Millionen Personenwagen weltweit, wie es vor der Pandemie der Fall war, erreicht werden. Die westeuropäischen Fahrzeug-Neuzulassungen verzeichneten im September mit 887’000 Autos ein Minus von 33 Prozent – verglichen mit den mittelmässigen September-Monaten zwischen 2015 und 2019. In Grossbritannien brachen die Neuzulassungen gar um 49 Prozent ein. Frankreich und Spanien melden ein Minus von 20 respektive 25 Prozent. 

Die Krise dürfte «bis weit ins 2022 anhalten», wird Peter Schiefer, Infineon-Automotive-Chef, in der Automobilwoche zitiert. Auch TSCM, der grösste Chiphersteller der Welt, rechnet im kommenden Jahr weiterhin mit Engpässen. Und das alles, obwohl enorme Investitionen getätigt werden, um die Chip-Produktion hochzufahren. Bei TSCM in Taiwan sind Investitionen in der Höhe von 100 Milliarden geplant. Samsung und Globalfoundries investieren ebenfalls Milliarden in neue Maschinen. Zu beachten ist allerdings, dass die Produktionsdauer für einen Chip rund drei bis sechs Monaten dauert. Noch länger dauert eine Kapazitätserweiterung. 

Laut den Entscheidungsträgern von Infineon (Peter Schiefer) und NXP (Kurt Sievers) trägt die Pandemie am Chipmangel nicht die alleinige Schuld. Vielmehr sei der Austausch zwischen Automobil- und der Chipproduktion verbesserungswürdig. Wünschenswert sei eine Bedarfsplanung über einen Zeitraum von 18 Monaten. Es brauche mehr Transparenz und Austausch mit Kunden, um eine steigende Nachfrage in diesem Ausmass besser vorauszusagen. 
 
Die Produktionsbänder stehen still
Immer länger müssen Schweizer Garagisten wegen der Chipkrise auf Neuwagen oder Ersatzteile warten und Kunden vertrösten. Denn: Ohne Chips, keine Autos. Zahlreiche Marken – auch im Ausland – vermelden, in welcher Form sie der Halbleiter-Engpass ausbremst. Gemäss der deutschen Fachzeitschrift «Automobilwoche» stehen Produktionsbänder bei BMW, Audi, Opel oder Skoda still.

Audi verlängert die Kurzarbeit, weil es zu massiven Produktionsausfällen kommt. Einzelne Montagelinien stehen seit längerem still. Andere Modelle werden nur noch in einzelnen Schichten produziert. Auch das grösste BMW-Werk Europas in der Nähe von München ist betroffen und Opel schliesst bis Jahresende seine Produktionsstätte in Eisenach (D).

Skoda nennt konkrete Zahlen und wird dieses Jahr voraussichtlich 250’000 Autos weniger produzieren. Zudem sollen zuerst die halbfertigen Autos, die ohne Chip im Lagerbestand vorhanden sind, fertiggestellt werden. Der französische Autobauer Renault seinerseits befürchtet, dass bis Ende jahr mindestens 300'000 Fahrzeuge weniger vom Band rollen. 

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Foto: VW
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