Schluss mit der Krisenstimmung

Umfrage unter Automanagern

Schluss mit der Krisenstimmung

4. Mai 2023 agvs-upsa.ch – In der jährlichen KPMG-Studie zu Zukunftsprognosen des Automanagements zeigt sich: Der Optimismus ist zurück! Die Krisen scheinen überwunden. Zwar kämen Elektroautos nun doch langsamer in Fahrt, aber der Autoverkauf werde digital – und gut aufgestellte Garagen hätten alle Zukunftschancen.

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Adieu, Krise: Nach Corona-, Chip- und Lieferkrise erwarten die Managerinnen und Manager der Autoindustrie jetzt wieder deutliches Wachstum – und dass 2030 über die Hälfte aller Autos online verkauft wird. Foto: iStock
 
tpf. Es ist bereits eine Branchentradition: Jedes Jahr befragt der globale Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsriese KPMG die Führungskräfte aus der Autowirtschaft nach Sorgen und Nöten, Chancen und vor allem Prognosen zur Branche. Heuer bereits zum 23. Mal. In der jüngsten Ausgabe der Studie beantworteten diesmal 915 Automanagerinnen und -manager aus 30 Ländern – darunter auch sechs Teilnehmende aus der Schweiz – die Frage, wie sich das Autogeschäft wohl in naher Zukunft entwickeln wird.
 
Geändert hat sich gegenüber dem Vorjahr vor allem die Stimmung: Die Corona- und die Computerchipkrise haben sich entspannt, die Produktionsengpässe und Lieferverzögerungen lassen nach, und der Ukrainekrieg ist zwar weiterhin für die Ukraine eine Katastrophe, nicht mehr aber für die Automobilindustrie. Resultat: Der Optimismus ist zurück – 83 Prozent der Befragten erwarten über fünf Jahre gesehen ein profitables Wachstum.
 

Elektroautos kommen – aber langsamer

Umgekehrt ist die Hoffnung auf einen E-Mobilität-Boom zurückgegangen: Statt je nach Region bis zu 70 Prozent Elektroverkaufsanteil im Jahr 2030 werden nun noch 40 Prozent erwartet. Warum? Gegenüber dem «SonntagsBlick» fasst Roman Wenk, Leiter Automotive bei KPMG Schweiz in Zürich, die Erwartungen der Chefetagen zusammen: «Elektrofahrzeuge kommen, ganz klar. Aber es geht etwas langsamer als gedacht.» Solange Laden nicht so reibungslos wie Tanken gehe und länger als 30 Minuten dauere – das schätzt übrigens die Mehrheit der Befragten als das kundenakzeptable Maximum ein –, führe dies zu Kaufzurückhaltung bei der Kundschaft. 
 
Dennoch werde sich, so die Erwartungen, durch die E-Mobilität vieles verändern. Etwa, dass die etablierten Automarken nicht unbedingt etabliert bleiben. Die Befragten – zu einem Drittel bei Herstellern oder Zulieferern beschäftigt – sehen als automobilen Technikleader des Jahres 2030 den US-Elektroautobauer Tesla vor dem chinesischen Huawei-Elektronikkonzern und der U.S.-amerikanischen Google-Tochter für autonome Fahren, Waymo. Die meisten Elektroautos werde dann, glauben Führungskräfte, Tesla vor Audi, BMW, Apple, Ford, Honda und BYD verkaufen. Moment, Huawei und Apple? Führungskräfte erwarten, dass beide Konzerne genauso wie auch noch Amazon und Google E-Autos lancieren.
 

2030 mehr als zur Hälfte Onlineverkäufe

Bleibt die Frage: Was wird aus Garagisten angesichts Umwälzungen wie E-Mobilität und Agenturmodellen? Laut Studie erwarten 70 Prozent der Befragten, dass 2030 mehr als die Hälfte der Autos online verkauft wird. Auch, weil die Onlinegeneration sich bereits jetzt teurere Fahrzeuge leisten könne. Deshalb müssten sich die Garagisten entsprechend modern aufstellen. Experte Wenk erklärt gegenüber dem «SonntagsBlick», dass die Hersteller auch zwecks Preisfestsetzung und Rabattvermeidung künftig mehr zentralisieren – und es auch bei Garagen wohl zur Zentralisierung komme: Grössere Betriebe genössen Vorteile, kleinere dürften daher Zusammenschlüsse anstreben. Und zwar werde sich das Händlernetz ausdünnen, doch treffe das Aus, so Wenk, vor allem bereits heute problembelastete Betriebe. Gut aufgestellte Garagen dagegen würden den Wandel sicher meistern.
 
Diese gelte auch für die Schweizer Autozulieferer. Sie hätten sich in den Krisenjahren neu sortiert und den Wandel eingeleitet. Zudem seien sie gute Preisverhandler, die beispielsweise gestiegene Materialkosten an ihre Kunden weiterzugeben wüssten – und sie profitierten laut Wenk auch davon, dass die globalen Lieferketten jüngst schwächeln und europäische Hersteller deshalb wieder vermehrt auf kontinentale Zulieferer setzten. Übrigens: Laut KPMG ist jeder 23. Einwohner der Schweiz in der Autobranche angestellt – gesamthaft 224'000 Menschen.
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Kommentare


Urban Stöckli 9. Mai 2023 - 11:15
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