«In dieser Branche geht die Arbeit nicht aus»

Centralgarage Weinfelden AG

«In dieser Branche geht die Arbeit nicht aus»

12. Januar 2023 agvs-upsa.ch – Fachkräftemangel? Die Centralgarage Weinfelden nimmt die Herausforderung an und investiert in Berufsbildung. Gleich vier Automobil-Mechatroniker arbeiten derzeit im Thurgauer AGVS-Betrieb – mit einer Festanstellung in Aussicht. «Die Jungen sind unsere Zukunft. Wenn uns der Nachwuchs ausgeht, dann haben wir keine Zukunft mehr», sagt Mitinhaber Matthias Huber.

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«Ich setzte mich schon jetzt mit den neuen Antriebstechnologien auseinander», sagt Yanick Mohn, Automobil-Mechatroniker im 
vierten Ausbildungsjahr. Fotos: AGVS-Medien


mig. Das Anforderungsprofil ist umfangreich und der Aufgabenbereich vielseitig: Die Central­garage Weinfelden AG in Weinfelden TG sucht Automobil-Mechatronikerinnen und -Mechatroniker. Angesprochen sind junge, motivierte Macherinnen und Macher, die sich in dieser Rolle sehen und über Peugeot-Markenkenntnisse sowie ein ausgeprägtes Geschäftsinteresse verfügen. Geeignetes Personal zu finden, werde immer schwieriger, sagt René Huber. Gemeinsam mit seinen Brüdern Matthias und Patrick Huber besitzt und führt er den AGVS-Betrieb seit 2018. Bereits Vater Ruedi Huber war mit Leib und Seele Garagist – und ist es wegen Personalmangels selbst heute, nach der Pensionierung, noch. Letztlich müsse eine neue Fachkraft menschlich ins Team passen. René Huber erklärt: «Wenn jemand aus der Reihe tanzt, führt das zu schlechter Laune. In einem gut harmonierenden Team ist die Leistung automatisch besser.» Aktuell seien im Betrieb ganz unterschiedliche Stärken vereint, die sich sehr gut ergänzten. Damit gemeint sind auch die vier Automobil-Mechatroniker EFZ. Sie alle loben das familiäre Betriebsklima. «Wir dürfen auch selbstständig arbeiten, man traut uns was zu!», sagt Yanick Mohn. 

Der 19-Jährige bestreitet diesen Sommer das Qualifikationsfahren. Für René Huber steht fest: «Wir ziehen Yanick gerne nach. Er kennt den Betrieb und die Marken. Wir wiederum wissen, was wir an ihm haben und wo er noch zulegen kann.» Er solle sich zudem zum Automobildiagnostiker mit eidg. Fachausweis weiterbilden können. Ein Angebot, das ­Yanick Mohn schätzt. Das Geheimnis des Teamgeists ist lockerer Umgang. Es dürften auch während der Arbeit Worte gewechselt und Witze gemacht werden, sagt Werkstattchef und Berufsbildner Matthias Huber. Ebenso spürten die Lernenden, dass sich die Mitarbeitenden Zeit für Erklärungen nehmen. Für die Servicearbeiten hat Patrick Huber sogar eine individuelle Checkliste für den Nachwuchs erstellt, vereint mit Vorgaben des Herstellers. 

Philipp Schenks Interesse an der Technik ist auch im zweiten Ausbildungsjahr ungebrochen. Er hebt die Markenvielfallt hervor. Die Centralgarage konzentriert sich auf Toyota und Peugeot. «Ich bin mit dem Toyota meiner Mutter aufgewachsen», sagt Schenk. Er ist seit August nicht mehr der jüngste Lernende. «Vergangenen Frühling lagen viele gute Bewerbungen auf dem Tisch, weshalb wir uns entschieden haben, einen vierten Lernenden einzustellen. Wieder einen Mechatroniker, obwohl wir auch einen Automobil-Fachmann einstellen würden», sagt Matthias Huber. Einer Automobil-Fachfrau respektive einem Automobil-Fachmann legt der Familienbetrieb nahe, die verkürzte Grundbildung Automobil-Mechatroniker/-in anzuhängen. «Die Anforderungen im Automobilgewerbe werden immer komplexer und gehen weit über das Räderwechseln hinaus.» Denn mit den verschiedenen Antrieben, den Assistenzsystemen und Dienstleistungen wie Autoabos werden Garagen zu umfassenden Mobilitätsdienstleistern. 

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«Ich habe Freude am Mechen», meint Philipp Schenk, Autmobil-Mechatroniker im zweiten Ausbildungsjahr.

Der Fokus liegt aktuell darauf, jährlich eine Automobil-Mechatronikerin EFZ oder einen Automobil-Mechatroniker EFZ bestmöglich auszubilden. Das Brüdertrio und die beiden Mechatroniker sowie der Automobil-Fachmann investieren dafür viel Zeit. Das Schönste sei, so Matthias Huber, wenn sich ab dem dritten Ausbildungsjahr die Selbstständigkeit bemerkbar mache. «Jetzt fruchten die Bemühungen, sie können ohne Unterstützung auch einen Service machen.» Für ihn und seine Brüder seien die Jungen ein Versprechen für die Zukunft. «Wenn uns der Nachwuchs ausgeht, dann haben wir auch keine Zukunft mehr», formuliert Matthias Huber die Ausgangslage ohne Umschweife. 

Diese Haltung zeigt sich bereits im Umgang mit den Schnupperstiften. Während des Besuchs von AUTOINSIDE ist ein Oberstufenschüler zu Gast. Weil ihm ein anderer Schnupperort kurzfristig absagte, verlängerte der AGVS-Betrieb unkompliziert auf eine Woche. «Gleichgültig, ob Schnupperstift oder Lernender: Sie sollen nie in der Werkstatt herumstehen und sich langweilen müssen. Wir geben ihnen immer eine Arbeit, und sie werden dazu ermutigt, aktiv nachzufragen», schildert Matthias Huber. Um sich nach der Schnupperlehre für ein Lehrverhältnis empfehlen zu können, verlangt die Centralgarage den AGVS-Eignungstest. Aus Sicht der Garage im belebten Weinfelder Industriegebiet ist der Test ideal, um festzustellen, für welche Grundbildung sich Kandidatinnen und Kandidaten eigneten. 

Yanick Mohn bestätigt, dass er bereits während dem Schnuppern «coole Leute» angetroffen habe. Besonders gefallen habe ihm, dass er schon Aufgaben habe erfüllen können. Jetzt, im vierten Ausbildungsjahr, ist seine Tätigkeit natürlich umfassender. Ihn fasziniere, dass die Fahrzeuge immer moderner würden: «Jedes Jahr kommt ein neues Modell. In dieser Branche geht die Arbeit nicht aus. Öl wechseln werde ich in einigen Jahren zwar weniger, dafür verschiedene Software prüfen.» Yanick Mohn gibt sich pragmatisch und weiss, dass die neuen Antriebstechnologien zu seinem Berufsalltag gehören. «Darum setzte ich mich schon jetzt damit auseinander.»

Während der Lehrzeit erkennen die Gebrüder Huber, welche Lernenden für eine Festanstellung infrage kommen. «Wir fördern sie und führen regelmässig Gespräche», sagt René Huber. Nebst den Fingerfertigkeiten sei das Wichtigste, dass man ihnen die Freude am Beruf ansehe und sie ins Team passten. Für die jungen Nachwuchskräfte wiederum ist es wertvoll, ein solches Betriebsklima wie in der Centralgarage anzutreffen – und ihre beruflichen Perspektiven aufgezeigt zu erhalten.
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