Strom für E-Autos selbst erzeugen
Die Amag geht neue Wege
Den Strom für die Autos lokal selbst produzieren: Das ist eines der Ziele, die sich die Amag für die rund 400’000 E-Autos, die sie in den kommenden Jahren auf den Markt bringen will, steckt. Fotos: AGVS-Medien
Energiewendemacher – so nennt sich die Helion Energy AG selbst. Erst kürzlich eröffnete die Helion Energy in Zuchwil SO, einem ihrer sechs Standorte, ein Trainingscenter. Konkretes Ziel: Schulungen, um Personen auszubilden, die nachhaltige Energielösungen installieren und warten. Auch Quereinsteiger sind willkommen, schliesslich schreitet die Technologie voran, und nur die wenigsten Handwerkskräfte und Gebäudetechnikerinnen und Gebäudetechniker kommen heute ohne Informatikkenntnisse mehr aus. In 30 Kursen wurden bereits rund 300 Fachleute geschult. Nächstes Jahr folgt zudem eine Lehre als Solarinstallateurin oder Solarinstallateur – eine Sparte, die es heute noch gar nicht gibt. Es ist ein Angebot, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
(v.l.n.r) Martin Everts, Managing Director Amag Energy and Mobility/Leiter Corporate Development, Noah Heynen, CEO Helion Energy, Helmut Ruhl, CEO Amag-Gruppe und Dino Graf, Leiter Group Communication Amag stehen für eine gemeinsame Sache: nachhaltige individuelle Mobilität.
Ein breites Spektrum an Energiemanagementsystemen steht in der Trainingshalle bereit. Dazu gehören Wärmepumpen oder ein Haus in 1:1-Originalgrösse, um die Montage einer Solaranlage realitätsgetreu zu üben. Zudem gibt es eine bidirektionale Ladestation für Elektroautos. Schliesslich besteht eine Zukunftslösung darin, Strom über Fotovoltaik zu generieren, ins E-Auto einzuspeisen und das Auto zugleich als Speicherbatterie für das Haus zu nutzen, um überschüssigen Strom quasi zwischenzulagern. Die Technologie existiert. Aber: «Es wird erst in rund zwei Jahren Standard sein. Buchen kann man es schon heute, aber es ist noch eine Frage des Preises», erklärt Noah Heynen, CEO und Co-Gründer der Helion Energy AG. Eine bidirektionale Ladestation koste derzeit noch 12’000 Franken. Sobald heute noch rare bidirektionale E-Autos in Massen auf den Markt kämen, ändere sich die Preissituation. Es stecke enorm viel Kapazität in einer Antriebsbatterie, so Heynen. «Damit kann ein Familienhaushalt vier Tage versorgt werden.»
Seit einem Jahr gehört die Helion Energy AG zur Amag Gruppe.
Schwankendes Energieangebot als Chance
Gerade fluktuierenden Strom aus nachhaltigen Energiequellen sehe er als Chance, sagt Heynen weiter. In Zukunft stehe lokaler Strom aus zeitlich schwankenden Energiequellen dadurch den Verbrauchenden trotzdem zu allen Zeiten bedarfsgerecht zur Verfügung. Dieses Szenario mache auch aus netztechnischer Sicht Sinn. Auch die Amag sieht in diesen Technologien Potenzial.
Die Amag möchte bis 2024 bereits 90 Prozent der CO2-Emissionen vermeiden.
«Wir wollen in jedem Fall ein Schweizer Ökosystem für die nachhaltige individuelle Mobilität entwickeln», sagt Helmut Ruhl, CEO der Amag-Gruppe. Deshalb investiere das Unternehmen in solche Kooperationen oder eben die Übernahme von Helion Energy. Ein weiteres Beispiel ist die Partnerschaft mit der Meyer Burger AG, die in Sachen Solarmodule zur Weltspitze gehört. Ruhl dazu: «Man kann mit dem Bau von Solaranalagen grundsätzlich nichts falsch machen, es ist in jedem Fall ein No-Regret-Szenario.» Die Amag investiere ausser in Ladestationen auch in Fotovoltaik-Anlagen auf Rastplätzen oder an Lärmschutzwänden entlang der Nationalstrassen in diversen Kantonen. Man sei offen für Partnerschaften mit allen, die in diesem Bereich «vorwärtsmachen», seien es Banken oder Kantone, Städte oder Unternehmen. «Es geht uns um integrierte Lösungen und ein nachhaltiges Energiemanagement für die individuelle Mobilität.» Ein dazu prima passender Amag-Slogan zu diesem Vorhaben lautet: «Wer will, kann alles erreichen.»
In dieser Halle werden diverse Schulungen für Energielösungen angeboten.
Ein Haus in Originalgrösse dient dazu, sich das entsprechende Know-how anzueignen.
«Um die Bevölkerung zur Elektromobilität zu bringen und den CO2-Fussabdruck der individuellen Mobilität zu reduzieren, braucht es passende Rahmenbedingungen», sagt Helmut Ruhl, CEO der Amag-Gruppe. Man solle schon nur an die Prämisse denken, dass bis 2025 rund 20’000 öffentliche Ladestationen bereit sein müssten. Derzeit liege man in der Schweiz erst bei etwas über 10’000. Bald schon wird es zudem bidirektionale Ladesysteme geben.
Trotz dem Fokus auf die Elektromobilität ist es wichtig, technologieoffen zu sein. Das Symbol dafür steht vor dem Eingang des Helion-Trainingscenters: Ein Porsche-Traktor, eine Ikone der Porsche-Welt. «Es macht absolut Sinn, technologieoffen zu sein, in E-Fuels zu investieren und gleichzeitig Autos zu elektrifizieren», sagt Dino Graf, Leiter Group Communication der Amag.
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